Sammelwerke, Sammlungen, mehrbändig begrenzte Werke und FRBRoo

Im Beitrag FRBRoo — Eine prozessorientierte Sicht auf bibliographische Informationen habe ich gezeigt, wie sich Einzelwerke mittels FRBRoo darstellen lassen. Im folgenden wird das Modell auf Sammelwerke, Sammlungen und mehrbändig begrenzte Werke ausgeweitet.

Ein Sammelwerk oder eine Sammlung zeichnet sich dadurch aus, dass es Expressions anderer Werke in sich vereint oder anders ausgedrückt aggregiert. Für diese Werke gibt es in den FRBRoo die Entität F17 Aggregation Work, welches die Eigenschaften des F14 Individual Work und des F16 Container Work in sich vereint:

This class comprises works whose essence is the selection and/or ar-rangement of expressions of one or more other works. This does not make the contents of the aggregated expressions part of this work, but only part of the resulting expression. F17 Aggregation Work may include additional original parts.

An diesem Publikationstyp sind somit mehrere Werke und deren Realisierungen beteiligt: zum einen sind dies die Werke der Beiträge, zum anderen ist es das Sammelwerk an sich. Daraus folgt auch, dass es einige zu betrachtende Prozesse gibt.

Die Schöpfungsprozesse sind zunächst mal dem des Einzelwerks sehr ähnlich (bei den Beiträgen handelt es sich um Einzelwerke, beim Sammelwerk handelt es sich um ein F17 Aggregation Work, welches von F14 Individual Work abgeleitet ist). Allerdings kommt hinzu, dass die aus den Beiträgen entstandenen Expressions neben ihrer Eigenschaft sich selbst zu enthalten (F22 Self-contained Expression) auch Fragmente (F23 Expression Fragment) einer übergeordneten Expression, der des Sammelwerks, sind. Die nächste Abbildung stellt dies graphisch dar. Somit ist eine Expression/span> eines Beitrags gleichzeitig Instanz von F22 und F23.

Die soeben beschriebene Fragmentierung gilt auch im Publikationsprozess. So erhält jede Expression eines Beitrags eine eigene F24 Publication Expression. Somit gilt für die Expressions im Publikationsprozess, dass sie gleichzeitig Instanzen von F24 und F23 sind.

Sammelwerk

Beispiel

Mehrbändig begrenzte Werke

Bei der Abbildung von mehrbändig begrenzten Werken wird es schon etwas komplexer. Es gibt hier zwei zu unterscheidende Fälle: mehrbändiges Werk im Schöpfungsprozess (bibliographische Einheiten) und mehrbändiges Werk im Publikationsprozess (buchbinderische Einheiten).
Bei der Mehrbändigkeit im Schöpfungsprozess findet die Definition der Entität F15 Complex Work Verwendung:

This class comprises works that have more than one work as members. The members of a Complex Work may constitute components of the overall concept or be alternatives to other members of the work. […] The member relationship of Work is based on the conceptual relationship, and should not be confused with the internal structural parts of an individual expression.

Die Mehrbändigkeit bezieht sich in diesem Fall auf die inhaltliche Ebene. Somit ergibt sich aus dieser Definition direkt die Unterscheidung zur Mehrbändigkeit im Publikationsprozess, bei der sich die Mehrbändigkeit rein praktisch begründet. In letzterem Fall wird die “einbändige” Expression des Verfassers in mehrere Manifestations aufgeteilt.
Die folgende Abbildung stellt ein im Publikationsprozess entstehendes mehrbändiges Werk dar, lässt dabei aber den Aspekt des Produktionsprozesses weitestgehend außen vor, da er sich nicht von dem des Kernmodells unterscheidet. Das vom Verfasser initiierte Werk wird im Vorfeld des Publikationsprozesses in mehrere Fragmente zerlegt (F23 Expression Fragment). Diese werden dann jeweils in den Publikationsprozess geleitet und werden somit zu Publication Works. Diese wiederum ergeben gemeinsam ein komplexes Werk im Sinne der FRBRoo-Definition, da hier eine gemeinsame inhaltliche Konzeption –- in der Regel durch den Verlag -– zugrunde liegt. Somit sind die den Werken zugrundeliegenden Instanzen der Work Conceptions unterschiedliche Ereignisse. (Im Abschnitt “Events in FRBROO: How Each Group 1 Entity Comes into Being” des Beitrags “A Strange Model Named FRBROO. In: Cataloging & Classification Quarterly: Routledge 2012.” stellt Patrick Le Boeuf dar, was genau unter der Work Conception zu verstehen ist.)

Mehrbändig begrenztes Werk im Publikationsprozess

Die entstandenen Complex Works erhalten jeweils einen eigenen Expression-Zweig. Dieser existiert, sobald das Werk vollständig ist, und da es sich hier um mehrbändig begrenzte Werke handelt, ist bereits von der Vollständigkeit auszugehen. Die Expression Creation-Ereignisse der einzelnen Bände sind somit Teilereignisse der Expression Creation des F15 Complex Work (P9 consists of) und die Expressions der Bände sind Teile der Expression des Complex Work. Bei letzterem ist die Teil-Beziehung nicht mit der Enthaltenseinsbeziehung bei Wiederverwendung einer Expression zu verwechseln. In den FRBRoo heißt es zur Relation R5 has component:

This property associates an F2 Expression X with a structural compo-nent Y that conveys in itself the complete concept of a work that is member of (R10) the overall work realized by X. It does not cover the relationship that exists between pre-existing expressions that are re-used in a new, larger expression and that new, larger expression. Such a relationship is modeled by R14 incorporates.

Beispiel für ein im Publikationsprozess mehrbändig begrenztes Werk

In der nächsten Abbildung ist ein im Schöpfungsprozess entstehendes mehrbändiges Werk dargestellt. Im Unterschied zum vorigen Fall findet hier die Zerlegung schon auf Werksebene statt, da der Verfasser schon bei der Konzeption einen Mehrbänder im Sinn hat. Diese Bände werden als Individual Works modelliert und durch jeweils eigene Expressions realisiert. Diese wiederum gehen dann getrennt voneinander in den Publikationsprozess. Wie auch im vorigen Fall, bilden die resultierenden Publication Works eine Einheit in Form eines Complex Work. Für den Fall, dass alle Bände von gleicher Auflage und vom gleichen Verfasser sind, so existiert auch hier eine eigene Realisierung bzw. Expression des Complex Work.

Mehrbändig begrenztes Werk im Schöpfungsprozess

Beispiel für ein im Schöpfungsprozess mehrbändig begrenztes Werk

Im nächsten Post “FRBRoo und fortlaufende Sammelwerke” werden die bisherigen Elemente zusammengefügt und somit ein Modell für die fortlaufenden Sammelwerke präsentiert.

Beispiele: FRBRoo für mehrbändig begrenzte Werke / Examples: FRBRoo for Multivolume Works

Beispiele für / Examples for: Sammelwerke, Sammlungen, mehrbändig begrenzte Werke und FRBRoo

Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation : ein Handbuch zur Einführung in die fachliche Informationsarbeit / Buder, Marianne ; Laisiepen, Klaus.
München [u.a.]: Saur, 1990.
3., völlig neu gefasste Ausg.
ISBN: 3-598-21253-4

Graphische Darstellung / graphical representation

Beispiel eines mehrbändig begrenzten Werkes im Publikationsprozess

Mögliche RDF-Darstellung / representation in RDF

siehe / see: example3.ttl


Analysis / Forster, Otto.
Bd. 1: Differential- und Integralrechnung einer Veränderlichen.
Braunschweig [u.a.]: Vieweg, 2008. 9., überarb. Aufl.
Bd. 2: Differentialrechnung im R n, gewöhnliche Differentialgleichungen.
Braunschweig [u.a.]: Vieweg, 2008. 8., aktualisierte Aufl.
Bd. 3: Integralrechnung im R n mit Anwendungen.
Braunschweig [u.a.]: Vieweg, 2009. 5., aktualisierte Aufl.

Graphische Darstellung / graphical representation

Beispiel eines mehrbändig begrenzten Werkes im Schöpfungsprozess

Mögliche RDF-Darstellung / representation in RDF

siehe / see: example4.ttl

Beispiel: FRBRoo für Sammelwerke und Sammlungen / Example: FRBRoo for Aggregation Works

Beispiel für / Example for: Sammelwerke, Sammlungen, mehrbändig begrenzte Werke und FRBRoo

Commercial Interchanges Between Greeks and Natives / Graham, Alexander John
In: Collected papers on Greek colonization / Graham, Alexander John (Hrsg.)
Leiden, Boston, Köln : Brill, 2001.

Graphische Darstellung / graphical representation

Sammelwerk Beispiel

Mögliche RDF-Darstellung / representation in RDF

siehe / see: example2.ttl

FRBRoo — Eine prozessorientierte Sicht auf bibliographische Informationen

Nachdem ich in FRBRoo — eine Anwendung meine Motivation in Bezug auf FRBRoo erläutert habe, werde ich im Folgenden die Publikationsformen mithilfe der FRBRoo dargestellen. Dabei stützt sich die Modellierung vor allem auf die Ereigniszentriertheit des CRM, wodurch die Schöpfungs-, Publikations- und Produktionsprozesse transparenter werden.

Für den Fall, dass der geneigte Leser die Definitionen der Publikationsformen nicht mehr so ganz auf dem Schirm hat, stelle ich sie nochmal kurz unter Verwendung des “Bibliothekrischen Grundwissens” von Ganter/Hacker vor.

  • Einzelwerk
    Ein Einzelwerk ist eine in sich geistige abgeschlossene Schöpfung, die zur zusammenhängenden Veröffentlichung vorgesehen ist und in einem oder mehreren Teilen erscheint.
  • Sammlung
    Als Sammlung wird eine Veröffentlichung bezeichnet, in der zwei oder mehr Einzelwerke desselben Verfassers vereinigt sind.
  • Sammelwerk
    Unter Sammelwerk versteht man ein Buch mit mindestens zwei Einzelwerken von zwei oder mehr Verfassern.
  • Fortsetzungswerk
    Fortsetzungswerk nennt man eine mehrbändige Publikation, bei der die einzelnen Bände oder Teile nacheinander in zeitlichen Abständen
  • Fortlaufende Sammelwerke
    Wenn in mehreren Teilen erscheinende Sammelwerke keinen von vornhinein geplanten Abschluss haben, sondern […] ohne Begrenzung der Band- oder Heftzahl erscheinen, nennt man sie fortlaufende Sammelwerke. Dazu zählen Schriftenreihen (Serien) und Periodika (Zeitungen, Zeitschriften, zeitschriftenartige Reihen).

Die zentrale Rolle beim Mapping mit den FRBRoo stellt die Verfeinerung des Werk-Begriffs der FRBR dar.
Die Ausführungen in den originalen FRBR zu den Gruppe-1-Entitäten lassen in einigen Fällen verschiedene Interpretationen zu, die in Teilen zu logischen Inkonsistenzen führen. Insbesondere die Entität Work deckt mehrere Szenarien ab, die in der Realität verschiedene Eigenschaften haben. Die FRBRoo greifen diese Ungenauigkeit auf und definieren das Work als Superklasse und verfeinern diese dann durch Work-Begriffe, welche die verschiedenen Szenarien modellieren können.

Work-Hierarchie der FRBRoo

So entsteht beispielsweise eine Entität Serial Work, die zum einen den intellektuellen Anteil des Verlags berücksichtigt (Publication Work) und zum anderen eine Umgebung für die Aggregation anderer Werke bildet (Complex Work). Dabei ist die soeben genannte Aggregation nicht mit der Aggregation bei Sammelwerken zu verwechseln. Letztere findet auf der Ebene der Expressions statt. In den FRBRoo heißt es zu Aggregation Work:

This class comprises works whose essence is the selection and/or ar-rangement of expressions of one or more other works. This does not make the contents of the aggregated expressions part of this work, but only part of the resulting expression. F17 Aggregation Work may include additional original parts.

Somit fallen hierunter die Sammelwerke und Sammlungen.

Legt man nun die Publikationstypen nach dem bibliothekarischen Standardwerk von Gantert/Hacker zugrunde, so ergibt sich für die Publikationstypen das folgende Bild. Die Abbildung enthält zwei Typen von Relationen: Unter-/Oberklassen (subClassOf) und Teil/Ganzes-Beziehungen (hasPart). Letztere stellen dabei – die insbesondere im deutschen Bibliothekswesen starken – Verknüpfungen zu Überordnungen dar.

Verknüpfungen innerhalb der Publikationsformen

Diese Abhängigkeiten lassen sich nun auf die FRBRoo-Entitäten abbilden, wobei sich Publikationsformen FRBRoo-Entitäten “teilen”. Am Beispiel des fortlaufenden Sammelwerks sind dies die Serie/Reihe und das Periodikum, welche sich das Serial Work teilen. Der formale Unterschied zwischen Serien und Periodika ist “nur” die Beschreibung der Erscheinungsweise. Diese kann aber in einem Modell, wie es die FRBRoo sind, durch die Verwendung entsprechender Vokabulare für die Attribute der Entitäten beschrieben werden.

Abbildung der Publikationsformen auf die Work-Entitäten der FRBRoo

Einzelwerke und die Akteure der Prozesse

Das CRM und somit die FRBRoo liefern durch ihre Ereigniszentriertheit für das Modell drei wesentliche Prozesse: den Schöpfungsprozess (realisiert durch das Ereignis F28 Expression Creation), den Publikationsprozess (realisiert durch das Ereignis F30 Publication Event) und den Produktionsprozess (realisiert durch das Ereignis F32 Carrier Production Event).
Die Beschreibung des Publikationstyps Einzelwerk stellt in einem gewissen Sinne ein Kernmodell dar. So werden darin die grundsätzliche Unterscheidung und die Zusammengehörigkeit der oben genannten Prozesse sichtbar. Die in diesen Prozessen verwendeten Entitäten und Relationen werden bei sämtlichen Publikationstypen wieder verwendet und den Gegebenheiten angepasst. Der Übersichtlichkeit halber wird das Modell in zwei Teilen präsentiert: dem Modell für die materiellen Konzepte und die Ereignisse sowie dem Modell der Akteure.

Einzelwerke

Die Linien der Schöpfungs- und Publikationsprozesse verbinden sich auf der Ebene der Expressions. Hier wird der Tatsache Rechnung getragen, dass der Verlag durch das Hinzufügen seines Layouts und sonstiger, ergänzender Teile die Expression und somit die Realisierung des Schöpfers anreichert. Diese erweiterte Expression wird dann in den Produktionsprozess weitergeleitet.

Aus der Sicht eines Bibliothekskatalogs sind in der Regel zum Schöpfungsprozess des Werks wenige bis keine Informationen bekannt. Die formalen Beschreibungen der Werksebene werden im Bibliothekskontext entsprechend auf der Seite des Publikationsprozesses abgelegt, d.h. insbesondere, dass der Titel, so wie er bei der formalen Erschließung erfasst wird, als Attribut zum F19 Publication Work gehört. Anders ist das bei der Zuordnung der Akteure des Schöpfungsprozesses. Hier ist bei der formalen Erschließung bekannt, dass die angegebenen Personen oder Körperschaften an der Realisierung der Expression mitgewirkt haben.

Die Akteure werden in dem vorliegenden Modell zum einen als Ausführende direkt an die Ereignisse angebunden (unter Verwendung der Relation P14 carried out by des CRM), zum anderen werden die Rollen der Akteure mithilfe des RDA-Vokabulars modelliert. (Das CRM liefert selber auch eine Möglichkeit, den Ausführenden eines Ereignisses eine Rolle zuzuordnen. Und zwar sieht das CRM eine Relation P14.1 in the role of der Relation P14 carried out by vor. Dieses Konstrukt ist in dieser Form aber nicht RDF-konform und müsste durch die Modellierung eines sogenannten Blank-Nodes aufgelöst werden. Da die Verwendung von Blank-Nodes in der Praxis nicht unbedingt empfohlen wird (Vgl. z.B. Heath, Tom u. Christian Bizer: Linked Data. Evolving the web into a global data space. 1. Aufl. San Rafael, Calif: Morgan & Claypool 2011, 2.4.1) und das Bibliothekswesen mit den RDA eine geeignete Alternative hat, wird diese hier auch verwendet.)

Akteure

Die Abbildung zeigt die Verwendung eines weiteren Modells, den FRBRentitesRDA. Hierbei handelt es sich um die Definition der FRBR-Entitäten aus dem RDA-Modell. An dieser Stelle soll nun die Verbindung der Modelle genauer aufgezeigt werden.
Die FRBRoo greifen wie oben erwähnt die Schwachstellen der FRBR auf und versuchen diese zu beheben. Dabei verlassen sie aber nie das Grundvokabular der FRBR-Entitäten. So bleiben die Entitäten Work, Expression, Manifestation und Item in FRBRoo erhalten und bekommen nur die CRM-typische Nummer verliehen. Auch die RDA basieren auf den Konzepten der FRBR. Somit sind die vier Entitäten der FRBR-Gruppe 1 in allen drei Modellen äquivalent bzw. im Fall von F3 Manifestation-Product Type und F4 Manifestation Singleton in FRBRoo abgeleitet. Diese Feststellung ist insofern wichtig, dass es nur dann möglich ist, Relationen und Attribute aus verschiedenen Modellen und Ontologien zu benutzen, wenn die Entitäten in der beschriebenen Weise zusammenpassen.

In der hier vorgestellten Modellierung werden die Entitäten der FRBRoo mit denen der FRBRentitiesRDA „gematcht“, um nicht sämtliche Metadaten zu den Instanzen als CRM oder FRBRoo-Tripel zu beschreiben, was den Graph in seiner Größe förmlich explodieren ließe. Der Vorteil hierbei ist, dass ab einer bestimmten Tiefe des Graphen nur noch bereits bekannte und hoffentlich standardisierte Metadaten verwendet werden.
Verwendet man nur das CRM, so müssen für Aussagen sehr viele Tripel erzeugt werden, bis die Semantik klar ausgedrückt wird, wodurch sehr große Graphen entstehen. Um diese Graphen kleiner zu halten, wird mittels Ontology Alignement ein Mapping zu Modellen erzeugt, die für die gleiche Aussagekraft kürzere Wege erlauben. So entsteht ein durch das CRM zusammengehaltener Graph, dessen Knoten durch fachspezifische Ontologien beschreiben werden.
Auch Mazurek, Cezary et al. berichten in ihrem Beitrag From MARC21 and Dublin Core, through CIDOC CRM. First Tenuous Steps towards Representing Library Data in FRBRoo. von dieser Problematik. Sie zeigen in ihrem Beitrag an einem Beispiel, wie kleinteilig diese Art der Modellierung wäre.

Das bisher beschriebene Modell soll durch ein Beispiel verdeutlicht werden.

In den nächsten Beiträgen zeige ich dann, wie das bei Sammelwerken, Sammlungen und den zugehörigen Beitragen sowie bei mehrbändig begrenzten Werken aussieht.

Weiterlesen:

Beispiel: FRBRoo für Einzelwerke / Example: FRBRoo for Individual Works

Beispiel für / Example for: FRBRoo — Eine prozessorientierte Sicht auf bibliographische Informationen

FRBR : a guide for the perplexed / Maxwell, Robert L.
Chicago: American Library Association, 2008.
VII, 151 S. : graph. Darst.
ISBN: 978-0-8389-0950-8, 0-8389-0950-7

Graphische Darstellung / graphical representation

Einzelwerk_Beispiel

Mögliche RDF-Darstellung / representation in RDF

siehe / see: example1.ttl

FRBRoo — eine Anwendung

In den letzten Jahren habe ich mich im Rahmen des von der DFG geförderten Projektes “ArcheoInf – Informationszentrum für die Archäologie” mit dem CIDOC CRM und der zugehörigen Erweiterung FRBRoo beschäftigt.

Ziel des Projektes war es, “Primärdaten archäologischer Forschung, die bisher in heterogenen Datenstrukturen vorgehalten wurden, unter Wahrung ihrer Autonomie in einer gemeinsamen Umgebung web-basiert verfügbar” zu machen. Mit den archäologischen Primärdaten sollten bibliothekarische Informationen und Dienstleistungen sowie geoinformatisches Datenmaterial verbunden werden.

Aufgrund der als “Best Practice” einzuordnenden Erfahrungen aus den britischen Strukturen zur Erhaltung des kulturellen Erbes (z.B. English Heritage, British Museum), war uns sehr früh bewusst, dass ein System wie ArcheoInf nur auf Basis des CIDOC CRM gelingen kann.

Was ist das CIDOC CRM?

Beim CIDOC Conceptual Reference Model handelt es sich um eine Norm (ISO 21127:2006) für den kontrollierten Austausch von Informationen im Bereich des kulturellen Erbes. Die Ontologie soll unter anderem von Archiven, Bibliotheken und Museen zur Verbesserung der Verfügbarkeit von Wissen angewandt werden. Es wurde vom CIDOC, einem der 30 internationalen Komitees des International Council of Museums (Internationalen Museumsrats, ICOM) entwickelt.

Mit dem CIDOC CRM wird das Ziel verfolgt, die vielfältigen Informationen im Bereich des kulturellen Erbes gemeinsam zu erfassen und einen allgemeinen Rahmen ihrer formalen Semantik zur Verfügung zu stellen, damit jede Information dieses Bereichs den Begriffen des CIDOC CRM zugeordnet wer-den kann. Auf diese Weise werden wichtige Voraussetzungen für die Informationsintegration geschaffen, da auf der Grundlage des CIDOC CRM Werkzeuge zur Schematransformation und -integration entwickelt werden können.

Das CRM beruht auf zwei Hierarchien von Entitäten und Eigenschaften und erlaubt ein hohes Maß an semantischer Präzision. Es eignet sich daher als eine Art Zwischenformat, dessen Verwendung die Anzahl der notwendigen Mappings dramatisch reduziert, wenn verschiedene Quellformate und mehrere Zielsprachen benötigt werden. Die wichtigste Eigenschaft des CIDOC CRM ist allerdings die Ereigniszentriertheit, d.h. es wird davon ausgegangen, dass jedes Objekt nur dann existiert, wenn vorher ein Ereignis stattgefunden hat, welches das Objekt zum Resultat hat.

Aber es fehlen Strukturen für bibliographische Daten!

Das CRM erlaubt Mappings beliebiger Datenmodelle. Für einige der im Bereich des kulturellen Erbes einschlägigen Modelle liegen generische Mappings vor, die von den Entwicklern des CRM veröffentlicht wurden. Die im Rahmen des CRM-Entwicklungsprojekts entworfenen Mappings für Dublin Core (DC), Encoded Archival Description (EAD), Lightweight Information Describing Objects (LIDO) und anderer Modelle und Formate orientieren sich an den im CRM-Entwicklungsprozess ausgearbeiteten Empfehlungen.

FRBRoo ist die objektorientierte Version der FRBR (siehe auch Tillet: What is FRBR? und Wiesenmüller: Zehn Jahre ‘Functional Requirements for Bibliographic Records’) und ermöglicht die gemeinsame Darstellung von Bibliotheks- und Museumsdokumentation. Damit ist es möglich, interoperable Informationssysteme für alle Nutzerinnen und Nutzer zu implementieren, die ein Interesse daran haben, auf gemeinsame oder verwandte Inhalte kultureller Einrichtungen zuzugreifen.

Mit der Entwicklung der FRBRoo ging eine gegenseitige Anreicherung der FRBR und des CIDOC CRM einher:

  • Ergänzung der FRBR um Zeit und Ereignisse,
  • begriffliche Abklärung der Entität Manifestation,
  • explizite Modellierung von Aufführungen und Aufzeichnungen, die in den FRBR erwähnt sind,
  • Ergänzung des CRM durch die Entität Werk und
  • Ergänzung des CRM durch einen Identifikator-Vergabeprozess.

FRBRoo fügt damit den FRBR die dynamischen Aspekte des CRM hinzu. Ferner erlaubt es, aufgrund der netzartigen Struktur des CRM, bibliographische Informationen in Linked Data Kontexte zu übertragen.

FRBR, Serials und die fehelende Manifestation

Spätestens mit der Frage nach “FRBR and Serials” innerhalb des lobid.org-Projektes des hbz, habe ich mich entschlossen, mehr über meine Ergebnisse zum CRM und zu FRBRoo zu berichten.

In den nächsten Beiträgen dieses Blogs werde ich auf Basis der Publikationsformen nach dem bibliothekarischen Standardwerk “Bibliothekarisches Grundwissen” die Sichtweise der FRBRoo darstellen und zeigen, dass die Fragestellungen bzgl. der “Serials” sich damit beantworten lassen.

Weiterlesen:

Publizieren mal zeitgemäß

English Version English Version

Ich bin seit Jahren Anhänger der Open-Bewegung: Forschungsergebnisse insbesondere von aus öffentlich finanzierten Projekten und Einrichtungen müssen der Öffentlichkeit im Sinne der Open Definition zur Verfügung gestellt werden. Es kann nicht sein, dass der Steuerzahler mehrfach für solche Forschung bezahlen muss.

Je mehr die Verlage das Thema Open Access für sich entdecken, desto perversere Praktiken entstehen. Da werden Preprints mit dem Verweis auf die spätere offene Version nicht erlaubt, horende Kosten bei den Autoren erhoben und trotzdem die Subskriptionskosten nicht reduziert (und das, obwohl die Autoren sowieso schon die meiste Arbeit beim Publizieren leisten) …

Ich war bisher der Meinung, dass ich als Angehöriger einer wissenschaftlichen Bibliothek mit gutem Beispiel voran gehe, in dem ich meine Ergebnisse mindestens auf dem grünen Weg offen zur Verfügung stelle.
Leider stellt mir selbst die Publikationspraxis in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft immer wieder ein Bein – und das, obwohl wir in unserer Branche immer als Prediger in Sachen Open Access auftreten …

Neben den Erfahrungen aus der Praxis stellte ich mir auch die Frage, ob diese Publikationspraxis eigentlich noch zeitgemäß ist. Diese Frage lässt sich sicherlich nicht verallgemeinernd beantworten.
Wir leben in einer Zeit, in der man quasi immer online ist, sich in sozialen Netzwerken bewegt und Fragestellungen in diesen Netzwerken oder bei Google, Bing und Co. versucht kooperativ und offen zu diskutieren. Immer häufiger sieht man, dass Forscherinnen und Forscher ihre Ergebnisse und Fragestellungen in Blogs dokumentieren und über die Kommentarfunktionen diskutieren. Gibt es eine bessere Art des Reviews?
In einer solchen Zeit scheint mir die klassische Publikationspraxis für aktuelle Forschungsergebnisse, gerade in einer relativ weichen Wissenschaft wie sie die Bibliotheks- und Informationswissenschaft ist, überholt zu sein.

Ich habe mich nun entschlossen, mit diesem Blog ebenfalls diesen Weg zu gehen. Der Vorteil liegt für mich vor allem darin, dass ich zeitlich unabhängig auch kleinere Ergebnisse meiner Arbeit (Themen meines Blogs) direkt der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und diskutieren kann. Das soll allerdings nicht heißen, dass es nicht auch noch “old school” Publikationen von mir geben kann 😉

In diesem Sinne freue ich mich auf Feedback!